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                              Juni 2022
 
          
  Performance Juni:
  nordIX Renten plus: -4,98 % | nordIX Basis: -2,17 % | nordIX Treasury plus: -3,25 % 
 
Sehr geehrte Damen und Herren,

die Inflation in Deutschland verlangsamte sich im Juni etwas und ist überaschenderweise auf 7,6 Prozent gesunken, nachdem Ökonomen mit einem Anstieg auf 8 Prozent gerechnet hatten. Offenbar haben Steuerrabatte und andere Staatshilfen wie das Neun-Euro-Ticket dazu beigetragen, dass der Teuerungsschub an Tempo verloren hat. Mit einer nachhaltigen Entspannung ist vorerst dennoch wohl nicht zu rechnen. Anleger bleiben mit Zinserhöhungssorgen der Notenbanken weiterhin nervös und vorsichtig.  

Nachstehend finden Sie unser Update zur Zinsentwicklung und unsere Einschätzung der Kreditmärkte.
 
Zu den aktuellen Monatsultimo Factsheets unserer Fonds mit den Kommentaren unserer Portfoliomanager gelangen Sie über die blauen Buttons am Ende dieser E-Mail. 

Wir wünschen eine anregende Lektüre. 
Mit freundlichen Grüßen aus Hamburg  
 
nordIX Fondsmanagement Team 
 
 
 
 Spreads weiten in volatilem Marktumfeld deutlich aus 
 

 
Die Volatilität am Kapitalmarkt war im Monat Juni weiterhin hoch. Stärkere Verwerfungen waren insbesondere bis zur Monatsmitte zu beobachten, wobei das übergeordnete Thema nach wie vor die adjustierende Notenbankenpolitik im Zuge erhöhter Inflationsraten ist. Zudem mehren sich die Tendenzen einer zu erwartenden Rezession, was wiederum zu einer vom langen Ende der Zinskurve getriebenen Kurvenverflachung im abgelaufenen Monat führte. Die zehnjährige Bundesrendite sank im Monatsverlauf um über 40 Basispunkte auf unter 1,40 Prozent. In den USA war im Zuge dessen eine Inversion der Zinskurve im Bereich 2/10 Jahre zu beobachten. Hohe Unsicherheit in Bezug auf die Gasversorgung in Europa nähren die Sorgen bezüglich der konjunkturellen Entwicklung in Europa.  

In diesem Umfeld weiteten Kreditprämien abermals deutlich aus. Die nachfolgende Abbildung zeigt den Bloomberg Euro Aggregate Corporate Index, der EUR-denominierte Anleihen mit Investment-Grade-Rating beinhaltet. Der OAS (Option Adjusted Spread) sprang im Monatsverlauf auf über 200 Basispunkte und damit auf das höchste Niveau seit April 2020. Konsequenterweise betraf der jüngste Abverkauf riskantere Investments überproportional. Die durchschnittliche Kreditprämie im Bloomberg Pan-European High Yield Index erhöhte sich im Juni auf knapp 650 Basispunkte. 
EUR Investment-Grade-Anleihen (OAS) 
Quelle: Bloomberg

 Euro Investment Grade Primärmarkt: viele Wiederkehrer und Neueinsteiger 
 
Das Neuemissionsvolumen von Anleihen des Euro Investment Grade Segments bleibt im Juni hinter den Erwartungen zurück. Mit einem Gesamtvolumen von gut 63 Mrd. Euro kommt es zu einem Rückgang von rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert, welcher allerdings durch die starke Emissionstätigkeit von Staaten zur Finanzierung der Corona-Hilfen maßlos verzerrt war. Bei Unternehmensanleihen fiel der Rückgang mit minus 25 Prozent unterdurchschnittlich aus. In diesem dünnen Marktumfeld kam es erstaunlicherweise es zu einer unvorhergesehenen Emissionstätigkeit von Unternehmen, die schon lange oder bisher überhaupt nicht neue Anleihen am Euro Investment Grade Markt ausgegeben haben. Darunter war z.B. der amerikanische Energie-Versorger Duke Energy, der seine erste Euro Anleihe platzierte und die Universal Music Group, die Teil des Unternehmensimperiums des französischen Milliardärs Vincent Bolloré ist. Nicht minder überraschend war die Kapitalmarkt-Rückkehr von dem Uran-Zentrifugen-Produzenten Urenco Group (Bonität: BBB+, ESG: A) und der Hanauer Heraeus GmbH (Bonität: BBB+, ESG: NA), welche die Mittel für Akquisitionsfinanzierung nutzen wollen. 
Neuemissionsvolumen im Euro Investmentgrade Segment
Quelle: Bloomberg
Rüsten sich europäische Unternehmen für ein drohendes Gas-Embargo?

Unter den 15 Mrd. Euro an „frischen“ Unternehmensanleihen, die im Juni am Kapitalmarkt platziert wurden, fanden sich überraschend viele Unternehmen, die von einem russischen Gas-Embargo schwer getroffen wären. Allen voran der Chemiekonzern BASF, einer der größten Energie-Konsumenten der Bundesrepublik, oder das dänische Energie-Unternehmen ORSTED A/S, dem Russland im Mai die Gaslieferungen gekappt hatte. In die Liste reihte sich ebenso der italienische Energie-Versorger A2A . Berechtigterweise stellt sich die Frage, ob energiesensitive Unternehmen sich aktuell mit Liquidität am Kapitalmarkt eindecken, um sich gegen ein mögliches russisches Gasembargo stemmen zu können. Bei genauerer Betrachtung der Verwendungszwecke der eingeworbenen Mittel, sieht es jedoch genau danach nicht aus. Vielmehr lässt sich die Emissionstätigkeit bei den betreffenden Unternehmen mit Anleihe-Fälligkeiten erklären. Somit bleibt das Kapitalmarkt-Narrativ in Takt, dass selbst bei einem Gas-Embargo auf politischer Ebene eine schonende Kompromiss-Lösung erwartet wird.
 
Neuemissionsmarkt im Juli: Allmählicher Start in Sommerpause erwartet

Mit den Sommermonaten Juli und August kommen ferienbedingt zwei, aus Sicht der Kapitalmarkt-Aktivität, ruhige Monate auf uns zu. Wir erwarten ein Neuemissionsvolumen bei Unternehmensanleihen im Bereich 10 bis 15 Mrd. Euro. Durch die anstehenden Zentralbank-Sitzungen und den Showdown bei den russischen Gaslieferungen am 21.07. wird die vorherrschende Kapitalmarkt Volatilität auch im Juli weiter genug Zulauf haben.

Hapag Lloyd AG – volle Kraft voraus in den Schweinezyklus?

Die Mitarbeiter der Poststelle der Hapag-Lloyd AG waren wahrscheinlich nicht minder erstaunt, als sie im März dieses Jahres unter der üblichen Tagespost einen Brief vom US-Kongress aus Washington fanden, welcher sie aufforderte, interne Firmenunterlagen herauszugeben und eine Reihe von Fragen zum Geschäftsgebaren zu beantworten. Dass ein alteingesessenes Hamburger Unternehmen mit Sitz am Ballindamm an der beschaulichen Binnenalster als Teil eines globalen Komplexes gesehen wird, das den amerikanischen Konsumenten mit „räuberischen Geschäftspraktiken“ ausbeutet und die Inflation anheizt, ist ein mitunter seltenes Ereignis. So tut sich zwangsläufig die Frage auf, wie es einem Unternehmen innerhalb von zwei Jahren gelingen kann seinen Aktienkurs zu verzehnfachen und für das Geschäftsjahr 2021 eine Dividende ausschütten konnte, die mit 6,1 Mrd. Euro nur minimal kleiner ist als die gesamte Marktkapitalisierung der deutschen Lufthansa AG. Bei genauer Betrachtung ist diese Entwicklung maßgeblich auf die glücklichen Umstände für die Schifffahrtsbranche während der Corona-Krise zurückzuführen, die nach wie vor noch nachwirken. Denn anders als z.B. die tourismuslastige Flugbranche blieb die internationale Frachtschifffahrt von den Lockdowns verschont, so dass Hapag-Lloyd, A. P. Moller-Maersk und weitere Unternehmen der Branche die Coronakrise ohne Umsatzrückgänge gut meistern konnten. Zusätzlich gaben in dieser Phase die rückläufigen Treibstoffpreise weiteren Rückenwind für die Gewinn- und Verlustrechnung. Nach dem die Schrecken der Corona-Krise verarbeitet waren und es zu einer langsamen Normalisierung der Gesamtwirtschaft kam, folgte ein regelrechter „Run“ auf die knappen Container-Kapazitäten, was wiederum dazu führte, dass die Frachtraten für Container schwindelerregende Höhen erreichten, was sich eindrucksvoll an dem Freightos Global Index, welcher die globalen Containerfrachtraten für 40-Fuß-Container auf den 12 wichtigen Seerouten misst, ablesen lässt.
 
 
+200 % Preisanstieg bei globalen Frachtraten innerhalb von 6 Monaten
Quelle: Bloomberg
Trotz nach wie vor starker Geschäftszahlen scheint die Karriere der Hapag-Lloyd Aktie als „Kurs-Verzehnfacher“ im Mai jedoch ein abruptes Ende gefunden zu haben. Per Stand Heute hat die Aktie knapp 50 Prozent ihres Werts wieder eingebüßt, während die in 2021 begebene Anleihe aktuell rund 15 Prozent unter dem Emissions-Preis handelt.
Quelle: Bloomberg
Bisher: Rückenwind positiver Umweltfaktoren

In den letzten zwei Jahren konnte Hapag-Lloyd massiv von den Wirren der Corona-Krise profitieren. Begonnen hatte die “Glückssträhne” mit den niedrigeren Treibstoffkosten bedingt durch den den konjunkturellen Nachfrage-Rückgang in 2020 was wiederum die Kostenseite von Hapag-Lloyd entlastete, wohingegen die Umsatzseite nahezu unverändert blieb. Diese Phase ging nahtlos über in den „Run“ auf Container-Kapazitäten und die nach wie vor gestörten Fahrpläne der Schifffahrtslinien und den massiv angestiegenen Frachtraten (+150 Prozent gegenüber Q1 2019).
Hapag Lloyd's realisierte Frachtraten sind weniger volatil als Frachtratenindizes
Quelle: Bloomberg
Auch zwei Jahre nach den ersten Lockdowns und den pandemiebedingten Hafenschließungen sind die Fahrpläne noch nicht in Takt und die Häfen durch den Arbeitsrückstau überfordert. Die Nerven zwischen Reedern und Hafenbetreibern liegen blank. Es kommt zu Phänomen wie dem Containerschiff-Stau vor Helgoland. Der Umstand, dass Container länger unterwegs sind, ist ein weiterer Preistreiber der Frachtraten. Konnte beispielsweise ein Hapag-Lloyd-Container in 2019 im Jahresdurchschnitt 4,7 mal zum Einsatz kommen, so waren es in 2021 nur noch 4,2 Einsätze (ca. minus11 Prozent).

Während Aktienanalysten die überbrodelnden Gewinne der Vergangenheit nicht als Anlass nehmen, Kauf-Empfehlungen auszusprechen, geben sich Rating Agenturen vorsichtig optimistisch. Auch wenn sie die Sorgen ihrer Aktien-Analysten Kollegen bezüglich eines drohenden neuen „Schweinezykluses“ in der Schifffahrtteilen teilen.

Ausblick: Gegenwind auf allen Meeren

Mit der Positionierung als Container-Reeder bleibt Hapag-Lloyd leider der Zugang zum LNG Transportmarkt verwehrt, in welchem Transportkapazitäten im Zuge der Substitution von russischem (Pipeline) Gas, händeringend gesucht werden. Somit bleibt die Einnahmenseite von Hapag-Lloyd weiter wesentlich von der Entwicklung der internationalen Container-Frachtraten abhängig. Und hier braut sich eine Gemengelage mit starken Gegenwinden zusammen. Daher scheint das positive Rating-Momentum der Hapag-Lloyd mit dem jüngsten Upgrade auf „BB+“ vorerst sein Ende gefunden zu haben. Denn, obwohl sich die Hapag-Lloyd Bilanz aktuell zwar in einem „Investment Grade“-Shape befindet, sind die Rating-Einschätzungen auf den gesamten Zyklus abgestellt. Wie sich dieser Zyklus weiterentwickelt, hängt von der Entwicklung des ersten bzw. zweiten Quartals 2023 ab. Es gilt als eher unwahrscheinlich, dass es zu positiven Rating-Änderungen vor diesem Zeitraum kommen wird. Denn ähnlich wie in den vorangegangen Frachtraten-Boom-Phasen kam es mit der Preisentwicklung am Frachtratenmarkt zu einer enormen Bestellausweitung für den Bau neuer Schiffe. Aktuell wird im Schiffsmarkt davon ausgegangen, dass rund 580 neue Schiffe in 2023 und 2024 ausgeliefert werden, was dem 2,3-fachen der gesamten Hapag-Lloyd Flotte entspricht. Dies wird sich dämpfend auf die Frachtraten auswirken. Neben dem wettbewerbsbedingten Risiko bekommt Hapag-Lloyd möglicherweise Gegenwind von der Zentralbank-Politik der Federal Reserve, welche angekündigt hat, die galoppierende Inflation auch unter dem Risiko eines möglichen Kollateral-Schadens eines Wirtschaftsabschwungs zu bekämpfen. Das könnte sich negativ auf die Fahrgebiete Transpazifik, Atlantik und Lateinamerika auswirken, die rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes von Hapag-Lloyd ausmachen.

Die Reaktion im Markt für Kreditausfallversicherungen, welche trotz positivem (bisherigen) Rating Momentum eine sich zukünftig verschlechternde Bonität einpreisen, scheint unter diesen aufkommenden Gegenwinden gerechtfertigt.
 
Quelle: Bloomberg

 Entwicklung nordIX Renten plus, nordIX Basis, nordIX Treasury plus
 
*Stand: 11.07.2022
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Factsheet nordIX Renten plus R    
Factsheet nordIX Treasury plus I  
Factsheet nordIX Basis I                
 
 
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Aktiengesellschaft mit Sitz in Hamburg
Vorstand: Moritz Schildt und Claus Tumbrägel
Aufsichtsrat: Peter Paulick (Vorsitzender)
Handelsregister: HRB 101 680 (Amtsgericht Hamburg)
Die nordIX AG ist als Finanzdienstleistungsinstitut unter der ID 123190 registriert und untersteht der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Die nordIX AG ist der Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) zugeordnet.